Résumé :
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Les Justes" wurde 1949 aufgeführt. Die Arbeit daran verlief parallel zur Entstehung des wichtigen Essays "L‘homme révolté". Man könnte das Stück quasi als dramatische Entfaltung der im "homme Révolté" entwickelten Ideen und Positionen verstehen. So ist auch ein Kapitel daraus unter dem Titel "Les meurtriers délicats" den russischen Revolutionären von 1905 gewidmet, die die Figuren von "Les Justes" abgaben. Die in der Sendung dargestellten historischen Ereignisse (Minute 07:33-08:35) stellen sozusagen einen Glücksfall für Camus dar. An ihnen konnte er zentrale Gedanken des Essays über die Spannung zwischen dem "esprit de révolte" und seiner Umsetzung in die revolutionäre Tat veranschaulichen. Konkreter gesagt: es war ihm möglich, an diesem gelebten Beispiel unmittelbar, ohne Eingriffe in den historischen Stoff, seine Vorstellungen zu der Frage, ob und unter welchen Umständen Gewalt als Mittel zur Veränderung politischer Verhältnisse, zur Durchsetzung von mehr sozialer Gerechtigkeit erlaubt sei, szenisch zu entwickeln.
Auch wenn "Les Justes" ein Theatererfolg gewesen ist, werden darin eben jene Positionen illustriert, die anlässlich der Publikation von "L‘homme révolté" so heftige und gegensätzliche Reaktionen im französischen intellektuellen Milieu hervorgerufen haben. Der Essay löste bekanntlich den Streit und Bruch zwischen Camus und der Linken aus, insbesondere mit Sartre und Simone de Beauvoir, und trug seinem Autor den falschen Beifall aus der rechten politischen Ecke ein. Er leitete den Anfang jener Entwicklung ein, an deren Ende Camus nach seiner gescheiterten Vermittlerposition im Algerienkrieg vollends zwischen alle Fronten geraten war. In der politischen Öffentlichkeit geschmäht und diskreditiert, wandte er sich getroffen und vereinsamt in seinen letzten Lebensjahren wieder, wie in den Jahren seiner künstlerischen Anfänge, intensiv seiner Theaterarbeit zu.
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