Titre : | Stalingrad und die Verantwortung des Soldaten |
Auteurs : | Joachim Wieder, Éditeur scientifique |
Type de document : | texte imprimé |
Mention d'édition : | 4., völlig überarb. Neuaufl. |
Editeur : | München : Herbig, 1993 |
ISBN/ISSN/EAN : | 978-3-7766-1778-8 |
Format : | 380 pages / Illustré / 22x13cm |
Langues: | Allemand |
Langues originales: | Allemand |
Résumé : |
In quälender Tatenlosigkeit und Verzweiflung erwarteten wir dicht zusammengedrängt in unserem düsteren Kellergewölbe auf das Ende. Die Granaten oder Fliegerbomben konnten es zu jeder Stunde für uns herbeiführen, noch vor dem Erscheinen des Siegers. Der Russe hatte gleich nach Beseitigung des Südkessels seine schweren Waffen umgruppiert und mit wütender Entschlossenheit ein mörderisches Feuer auf unseren Stalingrader Norden eröffnet.
Die letzten Widerstandsnester der Reste von ungefähr sechs zusammengeschlagenen Divisionen und zusätzliche Trümmer anderer Verbände, die von der inzwischen abgetretenen Armeeführung ihrem Schicksal überlassen worden waren, mussten nun die ganze Wucht der auf engem Raum konzentrierten feindlichen Luftangriffe, Artillerie und Granatwerfer über sich ergehen lassen. Immer wieder krachte und erzitterte unser Gewölbe in allen Fugen, und dicke Sand- und Staubwolken legten sich stets von neuem auf die von Todesfurcht erfüllten Menschen. Unerträglich schleppend war der Gang der Zeit, sie schien stillzustehen oder vielmehr langsam zu versinken in einem grundlosen Meer der Leiden. Nicht die Angst vor dem herannahenden Ende, nicht der in den Eingeweiden wühlende Hunger und nicht die von den erfrorenen Gliedern herrührenden Schmerzen waren es allein, die mit die letzten langen, schier endlosen Stunden im Stalingrader Kessel zu einer Höllenqual machten. Bei aller körperlichen Erschöpfung erlebte ich einen Zustand der Überwachheit, der mich mit geschärften Sinnen in den Abgrund unseres Unglücks, in die Schuld verhaftete grauenvolle Tiefe unserer Katastrophe blicken ließ. Die Nachbarschaft des Todes riß die letzten vernebelnden Schleier von den Augen und brachte die Früchte jahrelanger Einzelergebnisse, Beobachtungen, peinigender Empfindungen und Gedanken zu plötzlicher Reife. Jetzt, am Rande des Daseins, wurde der Krieg in seiner für uns fürchterlichsten Form zum unerbittlichen Enthüller der Dinge. Seine sittliche Fragwürdigkeit und Sinnlosigkeit, aber darüber hinaus auch der gesamte verhängnisvolle Irrweg im großen, der folgerichtig in die Stalingrader Hölle geführt hatte, kam mir mit niederschmetternder Gewissheit zu Bewusstsein und in den erbarmungslosen Hexensabbat ringsherum fühlte ich mich schuldhaft mit hinein verstrickt. Diese Erkenntnis lastete nun als bleiernes Gewicht auf mir und beschwerte mir Herz und Gewissen. |
Exemplaires (1)
Code-barres | Cote | Support | Localisation | Section | Disponibilité | L'etagère |
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NEW-007709 | WIE | Livre | A Rousen | Histoire | Disponible | R 3.14 B |